Evangelische Kirche Ohlweiler

Am Ortsrand, eingebettet zwischen Holz- und Simmerbach auf einer kleinen Anhöhe gelegen, prägt die Kirche die Silhouette der kleinen Hunsrückgemeinde Ohlweiler. Ein Gotteshaus ist erstmals 1371 bezeugt. Von ihm dürfte noch der größte Teil des trutzigen, quadratischen Turmes stammen. Errichtet aus verputztem Schieferbruchstein, verweisen die engen Lichtschlitze auf seine einstige Funktion als Wehrturm. Das mittelalterliche Langhaus wurde 1788, wie die Jahreszahl im Portal belegt, durch einen klassizistischen Saalbau ersetzt.

Von außen eher schlicht und unscheinbar, offenbart sich die Kirche im Innern, nach ihrer vor wenigen Jahren erfolgten Instandsetzung, als ein Ort der Meditation. Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit – diesem Vers aus dem 2. Korintherbrief 3,17 soll die neue Raumgestaltung durch Wort, Licht und Farbe Ausdruck verleihen. In weitem Bogen schwingen sich die Worte kalligraphisch umgesetzt an prägnanter Stelle, hinter der Kanzel, empor zur Decke. Farbige Raumgestaltung und der Entwurf der Glasmalerei lagen in den Händen des Wiesbadener Künstlers Eberhard Münch. Die Ausführung der Gläser erfolgte durch Derix Glasstudios Taunusstein. 2018 wurde die Neugestaltung mit dem 1. Preis der Evangelischen Kirche im Rheinland, in der Kategorie „Künstlerische Ausstattung“, bedacht.

Da die alten Rundbogenfenster mit Rautenverglasung in Blankglas nicht komplett verschlossen werden sollten, wurden unterschiedlich große Farbbahnen konzipiert. Eingefügt in filigrane Teilrahmen wurden sie den Laibungen, jeweils drei auf der Süd- und Nordseite, lediglich vorgeblendet. Die Größe der Glasbahnen und somit auch die Farbintensität erfahren vom Eingang im Westen zum zentralen Punkt der Verkündigung des Wortes Gottes, der Kanzel an der Ostwand des Altarraumes, eine systematische Steigerung. Applikationen von mundgeblasenen Echtantikgläsern verleihen den vielschichtigen Malereien zusätzlich Tiefe und Leuchtkraft. Zusammen mit den Bibelversen auf den Wänden fügen sie sich zu einem Ensemble, das Wort, Licht und Farbe vereint.

Während die Südseite in warmes Gelb und kräftige Rottöne getaucht ist, bleibt die Nordseite auf Blautöne beschränkt, deren kalte Tonigkeit nur von winzigen Einsprengseln in Rot und Gelb unterbrochen wird. Zusammen mit dem Bibelvers Joh 14,19: Ich lebe und ihr sollt auch leben verweist das glühende Rot, das als Farbe des Blutes mit dem Leben verknüpft ist, auf das Ewige Leben, die Auferstehung und das Einssein mit Gott. Blau als Symbol für das Wasser der Taufe steht zugleich für die Tiefe und das Geheimnis des Glaubens. Es unterstreicht die Gewissheit des begleitenden Verses aus dem Römerbrief 8, 39: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.

Die Wand und Decke begleitende Kalligraphie ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Will man die Bibelverse lesen, muss man den Raum erkunden. In weißer Farbe auf hell getünchte Wände gesetzt, erschließen sie sich dem Betrachter erst im Umhergehen. Man benötigt einen „gewissen Blickwinkel“, um die nur leicht erhabene Schrift entziffern zu können, ist somit gezwungen, sie aus einer anderen Perspektive zu betrachten und die Position zu ändern. Eine Anregung auch für das eigene Leben. Mit dem neuen Raum- und Glaskonzept ist die Kirche ein zutiefst inspirierender Ort geworden, der den Besucher auf vielfältige Weise zur Begegnung mit Gott einlädt. Nicht allein Die Himmel rühmen die Ehre Gottes, wie der Psalm 19,1 König Davids an der Decke verkündet, die gesamte Kirche in Ohlweiler rühmt die Schöpfung Gottes.

© Werner Dupuis

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Hauptstraße 1
55469 Ohlweiler

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Gottesdienste
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